Die folgenden Kommandos sind, wie man heute sagt, Formalkommandos. Sie sind für alle Waffengattungen gleich.

Der Spießhaufen ist die Basis einer Schlachtordnung. Damit sich die Hellebardiere, Kurzwaffenträger, Büchsenschützen sicher in und mit diesem Haufen bewegen können, ist es unabdingbar dass ALLE diese Formalkommandos kennen und ausführen können.

Hier wird erklärt, wie man in einer ganzen Ordnung wendet, wie man Reihen und Glieder doppliert, beschließt und schwenkt.

Als erstes was ein Glied ist

Das Glied ist die Breite der Formation, also alle die, die nebeneinander stehen.

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Was eine Reihe ist

Die Reihe ist die Höhe der Formation, also alle die, die vor oder hintereinander stehen.

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'Richtet Reihen und Glieder'

Wenn jeder Mann in der Formation einen Abstand von einer Armlänge zu seinem Nachbarn hat, vor, hinten, links und rechts.

Was 'Rechts um' ist

Wenn Du eine viertel Drehung nach rechts machst.

Was 'Links um' ist

Wenn Du eine viertel Drehung nach links machst.

Was 'Rechts um kehrt euch' sei

Wenn Du eine halbe Drehung nach rechts machst.

Was 'Links um kehrt euch' ist

Wenn Du eine halbe Drehung nach links machst.

Die letzten vier genannten Befehle werden mit der Wehr (Spieß, Hellebarde) auf dem Boden stehend ausgeführt. Die Drehungen werden immer um die Wehr gemacht.

Was '(H)erstellt euch' ist

Wenn Du auf Deine letzte Position (Stelle) zurückgehst.

Was 'Rechts doppliert eure Glieder' ist

Wenn aus vielen Gliedern die Hälfte der Glieder gemacht wird. Aus 6 mach 3, oder aus 10 mach 5 Glieder.
Das erste Glied bleibt stehen, das zweite Glied stellt sich der Person vor sich (im ersten Glied) zur rechten Seite. So stellt sich das 4. Glied dem 3. Glied zur rechten Seite, das 6. dem 5. und so weiter.

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Wenn man sagt: 'Rechts doppliert eure Reihen'

Es heißt: Je weiter die Kegel stehen, umso weniger Kegel gibt es. Diese Schlachtordnung wird bei starkem Feindbeschuß eingenommen, oder wenn das Gelände zu schmal für eine breitere Formation wird. Die äußerste rechte Seite bleibt stehen, desgleichen die 3., 5., 7., usw. Dagegen geht aus der 2., 4., 6., 8., usw., hinter seinen rechten Nebenmann ins Glied.

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'Mit halben Reihen Rechts doppliert eure Glieder'

Damit kann man aus 6 Reihen 3 machen und aus 20 Glieder 40 Glieder machen. Man kann die Schlachtordnung doppelt so breit und halb so tief machen. Es werden die hinteren 3 Reihen in die vorderen 3 Reihen eingeführt, so daß die 4. Reihe rechts neben der 1. Reihe, die 5. rechts neben der 2. Reihe und die 6. rechts neben der 3. Reihe zu stehen kommt (Aus einer Marschformation bekommt man so beispielsweise die Hellebarden zwischen die Spießer in eine Gefechtsformation).

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Wenn man sagt: 'Mit Reihen rechts um kehrt euch'

Das vorderste Glied geht einen Schritt nach vorn, wie dann alle anderen Glieder nach ihm, dreht sich eine viertel Drehung nach rechts und geht durch die Glieder bis das erste Glied auf den Platz kommt, wo das letzte Glied stand.

'Rechts beschließt eure Glieder'

Dieser Befehl wird benutzt, wenn man auf der linken Seite der Formation schnell Platz für einen Wagen, eine Kanone, oder andere Dinge eine Gasse schaffen muss. Die erste Reihe auf der rechten Seite bleibt stehen, die anderen Reihen rücken zur ersten Reihe auf, aber nur soweit, dass jeder seine Waffe ungehindert führen kann.

'Links (be)schließt eure Glieder'

Die erste Reihe auf der linken Seite bleibt stehen, die übrigen Reihen schließen zur ersten Reihe nach links auf, wie zuvor beschrieben.

Wann man sagt: 'Rechts schwenkt euch'

Wenn die ganze Ordnung geschlossen ist (so meistentheils wegen der Reuterey eynbruch beschihet) und rechts geschwenkt wird, so schwenkt man sich mit geschlossenem Haufen mit der linken Seite gegen die rechte Hand, entweder halb oder ganz, der rechte vordere Mann bleibt auf der Stelle, er ist der Drehpunkt.

'Links schwenkt euch'

Der Sinn ist wie Oben, nur dass der linke vordere Mann auf der Stelle bleibt, weil er der Drehpunkt ist. Geschwenkt wird mit der rechten Seite gegen die linke Hand.

Die folgenden Kommandos sind Spießerkommandos

'Rechts fasst eure Spieß, und stellt euch in gehörig Positur'

Erstlich, so du mit dem Spieß haltest für dich stehend, fasse ihn mit der rechten Hand so hoch, daß der Daum längs dem Spieß hinauffwerts lige, recht vnder dein Naßlöcher komme zu messen, stehe mit dem rechten Fuß ein wenig vor, den lincken ein wenig zu rück, stelle den Spieß recht für den rechten Fuß mit wenig gebogenem Arm, nicht ausgestreckt, ect. (aus Johann Jacob von Wallhausen)

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'Nehmt auf die Spieß'

So du den Spieß aufwerts tragen sollst, so hebe mit der rechten Hand den Spieß auff, fasse den Spieß mit der lincken hand im halben Theil oder Mitten, von der rechten hand, bis zum Ende zu, lasse die rechte Hand gehen, halte mit der lincken hand den Spieß fest, ergreife ihn mit der rechten hand vnten, also daß du den Spieß auff den vordersten Finger setzest, vnd ihn vnten herumb schlagest, lasse die hand am Leib recht herunter sinken, vnd ein wenig vom Leib ab, lasse ihn an deiner Schulter recht im Gewicht gestreckt vnd anligen. (J.J.v. Wallhausen)

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'Stellt ab die Spieß'

Wie (wenn er den Spies aufwärts trägt) er den Spieß in drei Schritten wie zuvor abstellen soll. Er soll die rechte Hand mit dem Spieß leicht sinken lassen und vor dem ersten Wechsel ihn mit der linken Hand aufwärts tragen, so wie es die Figur lehrt. (Jacob de Gheyn)

'Aufwärts tragt die Spieß'

So du den Spieß aufwerts tragen sollst, so hebe mit der rechten Hand den Spieß auff, fasse den Spieß mit der lincken hand im halben Theil oder Mitten, von der rechten hand, bis zum Ende zu, lasse die rechte Hand gehen, halte mit der lincken hand den Spieß fest, ergreife ihn mit der rechten hand vnten, also daß du den Spieß auff den vordersten Finger setzest, vnd ihn vnten herumb schlagest, lasse die hand am Leib recht herunter sinken, vnd ein wenig vom Leib ab, lasse ihn an deiner Schulter recht im Gewicht gestreckt vnd anligen. (Jacob de Gheyn)

'Schultert die Spieß'

Bei diesem Befehl wird das Spießeisen nach Hinten gesenkt und das Spießende nach unten rutschen lassen, so dass das Spießende etwa 20 cm über dem Boden und etwa 50 cm rechts vor dem Vordermann getragen wird. Dieser Befehl dient zum leichteren Tragen des Spießes. Bei dieser Trageweise kann nicht geschwenkt oder gedreht werden, es geht nur gerade aus. 'Aufwärts tragt die Spieß' ist der erste Folgebefehl.

Die beiden folgenden Befehle gehören zusammen: 'Flach...' ist die Ansage,'Von Hinten...' ist die Ausführung.

'Flach tragt eure Spieß'

Der Spieß wird mit der Spitze (Spießeisen) nach vorne getragen. Da das Eisen der gefährliche Teil am Langspieß ist, sollte man sie der Sicherheit wegen immer im Blickfeld haben. Zu diesem Befehl ist der folgende Befehl zwingend.

'Von Hinten her fällt die Spieß'

Das Folgende spielt sich am besten im Gehen ab. Bei diesem Befehl muss die Länge eines Spießes beachtet werden. In die Länge eines Spießes passen 3 - 4 Spießer. Der Vorderste in der Reihe trägt seinen Spieß aufrecht. Der Letzte der Reihe senkt seinen Spieß als erster, er lässt ihn an der Innenseite des Spießes vom Ersten in der Reihe auf die rechte Schulter seiner Vorgänger gleiten und nimmt ihn dabei auch auf die Schulter. Danach wiederholt der Vorletzte diesen Vorgang, bis zum Ersten. Der Erste stellt seinen Spieß ab und lässt ihn durch seine Hand bis zum Eisen rutschen, der Letzte nimmt das hintere Ende auf und beide legen den Spieß auf der Schulter ab.

Das Aufnehmen 'Aufwärts tragt die Spieß' geschieht in umgekehrter Reihenfolge.

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'Schleift eure Spieß; Bey den Punten fasst eure Spieß; Bey dem Ort gefasst schleppt eure Spieß'

(Die Punte ist das Spießeisen, bzw. die Tülle des Eisens oder der Ort). Dieses Kommando kann aus dem Stand wie auch im Marsch erfolgen. Der Spieß wird auf den Boden gestellt, beim Gehen gleitet der Spieß durch die Hand bis an die Tülle des Spießeisens und somit wird der Spieß geschleift (Wem der Spieß zu lang ist, der soll ihn ruhig auf Asphalt oder Stein schleifen).

'Durch die Pforten fällt die Spieß'

Die Spieße werden Glied für Glied selbständig vor dem Tor gefällt und nach dem Durchschreiten des Tores selbständig aufgerichtet. Der Spieß wird mit der rechten unterhalb der Taille und mit der linken Hand oberhalb der Taille gehalten.

'Niederlegt die Spieß'

Beim nach vorne gehen wird der auf dem Boden stehende Spieß durch umgreifen, abwechselnd mit der linken und rechten Hand, abgelegt.

'Hebt auf die Spieß'

Beim nach vorne gehen wird der, auf dem Boden liegende Spieß, an der Spitze gefasst und durch umgreifen, abwechselnd mit der linken und der rechten Hand, aufgestellt. Wenn der Spies senkrecht steht, macht der Spießer eine 180 Grad Wendung um seinen Spieß. Er steht dann auf derselben Position wie vor dem Ablegen.

'Senkt die Spieß zum Angriff'

Die Spieße werden in waagrechte Position mit waagrechtem Spießeisen gebracht.

  1. Glied auf Hüfthöhe
  2. Glied über dem Bauch
  3. Glied über der Brust (ACHTUNG: Das Spießeisen ist in Augenhöhe des Gegenübers und wird meist übersehen. Also Hirn einschalten und Mitdenken.)
  4. Der Spieß wird etwa 45 Grad nach vorne gehalten.

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'Gegen Reiterei fällt eure Spieß'

Der rechte Fuß bleibt stehen, mit dem linken Fuß einen Schritt nach vorne und den Körper zum Spieß gedreht. Das Ende des Spießes wird an die Innenseite der rechten Fußsohle auf den Boden gestellt. Das Eisen wird auf die ungefähre Höhe eines Pferdehalses gesenkt, die rechte Hand an die Kurzwehr.

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'Zieht Blank'

Die Kurzwehr wird gezogen. Nur gegen Reiterei!

'Abwärts / Scheunst tragt die Spieß'

Der Spieß wird mit dem Eisen nach vorne auf der Schulter getragen, das Eisen etwa 20 cm über dem Boden. So wurde der Spieß vermutlich über eine längere Strecke bequem getragen, das Eisen war dabei immer im Sichtbereich.

'Pflanzt die Spieß'

Der Spieß wird abgestellt, für eine längere Pause, oder Feierabend.

Nun noch einpaar Worte zur Handhabung eines Langspießes

Für den sicheren Umgang mit einem Langspieß ist es wichtig, ihn richtig zu greifen. Das (stumpfe) hintere Ende soll unter der rechten Achsel zum Liegen kommen, der Schaft wird mit dem ausgestreckten Arm gegriffen. Ungefähr an dieser Stelle beginnt der zylindrische Teil am Langspies. Die rechte Hand behält ihre Position am Schaft immer bei, die linke Hand wechselt ihre Position wie man es braucht. Dadurch, dass das hintere Ende immer unter der Achsel zum Liegen kommt, wird das Stechen oder Schiessen mit etwas Übung zielsicher und genau.

Warum auf den meisten Gemälden und Zeichnungen der Spieß am hinteren Ende gehalten wird, ist für mich nicht nachvollziehbar, weil mit dieser Art kein zielsicheres Stechen oder Schiessen möglich ist, auch nicht mit viel Übung.

Der Langspieß ist eine absolut tödliche Stoßwaffe und eigentlich zum Fechten nicht geeignet, außer im Zweikampf Spieß gegen Spieß und im Spießhaufen ist es sowieso fast unmöglich, mit dem Spieß zu fechten.

Kurz gesagt, der Spießer kann sich nur mittels eines gezielten Stoßes gegen seinen Gegner erwehren und dann hätte einer unserer Kollegen ein oder mehrere zusätzliche Löcher. (Bitte, liebe Fechter lest dies mit Bedacht, denn Ruckzuck wär´ bei Euch ein Loch gemacht. Der Schaft vom Spieß besteht aus Holz und nicht aus Eisen! Wenn der Fechter vor dem Spießeisen steht, stünde es um den Fechter schlecht, wenn er hinter dem Eisen ist, ist der Spieß unwirksam.)

Zur Sicherheit und damit jeder weiss, wer gemeint ist, wird nur ein Gegner und zwar der, der einem am Nächsten ist, ins Auge genommen. Somit weiss dieser, dass er gemeint ist.

Wir gehen immer mit der rechten Schulter aneinander vorbei! Egal, ob Reiter oder Fußgänger.

Wir haben das Kommando 'Spieße scharf' erfunden!

Dieses Kommando besagt, dass die Spieße starr und unbeweglich auf den Gegenüber gerichtet sind. Somit ist das Eindringen in den Spießerhaufen unmöglich. Dieses Kommando wird vorher mit allen Beteiligten abgesprochen, der Befehl wird laut und für alle verständlich ausgegeben.

Das Entschärfen der Spieße wird mit dem Kommando 'Spieße frei' gegeben.

Nach diesem Befehl ist das Eindringen in den Spießerhaufen möglich.

Diese beiden Kommandos gelten nur gegenüber Fußtruppen, nicht gegen Reiterei!

Zur Sicherheit für Ross und Reiter, wird der Reiter anvisiert und nicht das Pferd. Dadurch kann sich der Reiter sicher sein, dass er gesehen wird. Der Augenkontakt mit dem Reiter ist sehr wichtig, wichtiger als mit einem Fußgänger, da der Faktor Geschwindigkeit gleich mitgeliefert wird.